In Freiburg gibt es nicht nur einen herausragenden Comic Shop (X für U), nein, in Freiburg wurden und werden auch Comics produziert. Das nahm in den 1950er Jahren seinen Anfang, als der Badische Verlag die amerikanische Comic Serie »Prince Valliant« in Auszügen und ergänzt durch erzählerischen Text als »Prinz Eisenherz« veröffentlichte. Dies war eine der frühen Nachkriegsproduktionen im damals an Comics noch extrem armen Deutschland. Man sollte diese Pioniertat würdigen, auch wenn man damals versuchte, die Tatsache, dass es sich bei »Prinz Eisenherz« eigentlich um einen Comic handelte, durch eine Verwandlung in eine Mischung aus Comic und illustriertem Buch zu verbergen.
In Deutschland hatten Comics in den 1950er und 1960er Jahren einen schweren Stand, da man glaubte, es würde Kinder in Analphabeten verwandeln. Erst nach dem Eindringen französischer und belgischer Comics nahmen die Vorurteile und Vorbehalte langsam ab.
Bis es zu eigenen Comic Produktionen in Freiburg kam, sollten allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen.
Einer der ersten in Freiburg tätigen Comic und Cartoon Schaffenden war der 2014 leider verstorbene Michael Ryba. Seine Laufbahn begann in Essen als Zeichner der Comic Saga der »Schindelschwinger«, die es ab 1975 auf immerhin 5 Bände brachte, deren letzte Ausgaben Ryba nach seinem Umzug in Freiburg vollendete. Autor war Peter Schulz, Verlag die in Stuttgart beheimatete »Illu Press«. Später veröffentlichte Ryba mehrere Cartoon Bände die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, darunter ins Japanische. Außerdem zeichnete er viele Cartoon-Motive für Puzzles, einige davon im Überformat, sodass Puzzlefreunde einen sehr großen Tisch benötigten.
2003 fand an der Freiburger Grafik Schule unter Leitung von Dirk Görtler ein Comic Workshop statt. Die Ergebnisse wurden dann als Comic Buch veröffentlicht. Es hatte sich seinerzeit die Gelegenheit ergeben, in diesem Workshop Kurztexte des amerikanischen Schriftstellers Raymond Federman in Comics zu verwandeln. Der 1928 in Paris geborene jüdische Autor Federman überlebte den Holocaust in Paris, bei dem tragischerweise seine ganze Familie von den Nazis ermordet wurde. 1947 wanderte er in die USA aus und wurde Professor für vergleichende Literaturwissenschaft. Gleichzeitig begann seine Laufbahn als einer der bedeutendsten Autoren der amerikanischen Postmodernen Literatur. Seiner Familie setzte er in seinen autobiografisch gefärbten Romanen durch vier wiederkehrende XXXX ein Denkmal. Sein Prinzip des Schreibens nannte er »Surfiction« (siehe Raymond Federman: Surfiction, Suhrkamp Verlag, 1992). Aus diesen beiden Faktoren entstand der Name »Surcomixxxx« als Titel der Comic Produktion. Kurz nach Drucklegung von »Surcomixxxx« wurden die studentischen Zeichnerinnen und Zeichner eingeladen ihre Zeichnungen in Luzern auf dem internationalen Comix Festival »Fumetto« zu zeigen, was diese auch mit viel Freude und Engagement taten.
Aus »Surcomixxxx« sollte keine Eintagsfliege werden, so gab es eine Nummer 2 und 3, inzwischen, mit größeren Pausen dazwischen, auch eine Nummer 4. Nach der Beschäftigung mit dem Werk von Federman machte sich »Surcomixxxx« bereits in der zweiten Ausgabe selbstständig und die Zeichner entwickelten eigene Stories. Für die Nummer 3 gab es eine Kooperation zwischen Freiburger Street Art Künstlern und den alten aber auch neuen Zeichnerinnen und Zeichnern. Die Nummer 4 aus dem Jahr 2014 wurde dann fast wieder eine reine Comic Produktion. Weitere Ausgaben sind in Planung.
Einige aus dem Kreis der »Surcomixxxx« Leute taten sich mit anderen Zeichnerinnen und Zeichnern zusammen und produzierten 2014 die erste Ausgabe des Comic Magazins »CAT I AM«, ebenfalls in Freiburg.
Über diese Gemeinschaftsproduktionen hinaus gibt es auch immer mal wieder Einzelproduktionen, wie die Comic Bände von Wolfgang Keller, welche im Kasper Verlag erschienen sind. Auch der in Freiburg geborene Gregor Wiggert mit seiner Veröffentlichung »Stadt der Tiere« von 2006 soll hier nicht unerwähnt bleiben. Bei genaueren Nachforschungen wird sich hier sicher noch mehr finden.
Neben diesen Print Erzeugnissen gibt es in Freiburg auch rege Aktivitäten in Sachen Comic Workshops und Besuche von Comic Zeichnern zu Gesprächen und Signierstunden. Darunter Berühmtheiten, wie die Amerikaner Chris Ware, Daniel Clowes und David Mazzucchelli. Auch deutsche Comic Zeichner, wie etwa Ulf K., präsentierten ihr Werk bereits in Freiburg. Diese kamen meist auf Einladung des örtlichen Comic Shops X für U nach Freiburg. Dieser Comic Shop, früher am Rathausplatz, inzwischen in der Rempartstraße 7 beheimatet, ist sicher eine wichtige Schnittstelle und Impulsgeber der hiesigen Comic Szene. Uli Pröfrocks Laden existiert immerhin schon seit 1985.
2015 wird nun ILLU2 mit dem Schwerpunkthema »Comic, Graphic Novel und Cartoon« eine Plattform errichten, bei der sich das an Qualitäten nicht arme Freiburg wieder einmal auch als Comic Stadt erweisen wird.